Endlich kommt er
der "Professional Bachelor". Das Staatssekretariat für Bildung,
Forschung und Innovation SBFI dürfte in Bälde den langersehnten Titel für die
höhere Berufsbildung einführen. Einer, der das seit mehr als 10 Jahren fordert,
ist Nationalrat Matthias Aebischer. Im Interview erklärt er, warum der
"Professional Bachelor" für die höhere Berufsbildung so wichtig ist
und warum es so lange gedauert hat.
Herr Aebischer, Sie
müssen wohl glücklich sein. Haben Sie doch schon im Jahre 2012 in einer Motion
den "Professional Bachelor" gefordert. Vor drei Jahren haben Sie mit
einer ähnlichen Motion nachgedoppelt. Warum ist dieser Titel für Sie so
wichtig?
Als Politiker ist
man immer glücklich, wenn eine Forderung erfüllt wird. Der Zusatztitel ist
primär für Leute wichtig, die in der Schweiz ein Diplom in der Höheren
Berufsbildung erreicht haben und nun im Ausland arbeiten. Denn in Deutschland,
Frankreich oder andern Ländern Europas weiss niemand, was die Topausbildung in
der Schweiz wert ist. Gefragt wird immer nach einem "Bachelor" oder
einem "Master". Solche Titel sind für viele Schweizerinnen und
Schweizer, welche im Ausland arbeiten, auch lohnrelevant.
Tönt logisch. Warum
hat es solange gedauert?
Zu meinem Erstaunen
hat das SBFI vor 10 Jahren noch eine Zusatzschlaufe angehängt. Im Glauben, dass
sich ein englischer Titel mit dem Namen "Federal Diploma of Higher
Education" auf dem europäischen Markt durchsetzen würde, hat man ein
Jahrzehnt verloren. Immerhin hat das SBFI nun erkannt, dass dieser komplizierte
Titel nicht funktioniert.
Und weshalb nun
doch "Professional Bachelor"?
Da dürfte wohl der
Druck aus dem Ausland den Ausschlag gegeben haben. Denn die neue deutsche
Bildungsministerin hat den "Bachelor Professional", wie sie ihn in
Deutschland nennen, über Nacht per Anfang 2020 eingeführt. Die topausgebildeten
Leute der Berufsbildung in der Schweiz waren, im Vergleich zu den
Nachbarstaaten, noch krasser benachteiligt.
Sie sprechen jetzt
immer nur vom "Professional Bachelor". Was ist mit dem
"Professional Master"?
Es gibt einen
europäischen Qualifikationsrahmen. Gemäss diesem Einstufungsraster würden die
höchsteingestuften Berufsbildungstitel der Schweiz einem Doktortitel
gleichgesetzt. Viele erhielten einen "Master", alle andern einen
"Bachelor". Nun starten wir wohl einmal mit dem "Professional
Bachelor". Um alles andere kümmern wir uns dann anschliessend.
Was sagen Sie zum
Vorwurf der "Verakademisierung"? Der ist ja kaum von der Hand zu
weisen.
Nein, das ist eben
gerade nicht der Fall. Der "Professional Bachelor" ist nur ein
Zusatztitel. Sie können also mit diesem Diplom nicht an eine Universität gehen
und einen Master oben drauf setzen. Die Trennlinie zwischen Tertiär A- und
Tertiär B-Sektor ist gewährleistet. Ich will keine
"Verakademisierung". Das habe ich auch immer klar deklariert.
Matthias Aebischer kandidiert auf der Liste der SP für den Nationalrat. Er ist langjähriges Mitglied des Kaufmännischen Verbandes Bern. Wir danken herzlich für Ihre Unterstützung.